Darf man Fenchel roh essen? | Ist der Strunk essbar oder giftig?
Ob als Tee, im Eintopf oder als eigenständiges Gemüse, Fenchel findet in vielerlei Form Zugang zu unserer heimischen Küche. Neben dem Geschmack überzeugt die Knolle auch mit zahlreichen gesunden Inhaltsstoffen. Ideal wäre daher der rohe Verzehr, ohne durch Hitze und Garen diese Stoffe zu verändern oder gar zu vernichten. Doch kann man Fenchel tatsächlich roh essen? Und wie sieht es mit dem festen Strunk aus, der zahlreichen einschlägigen Rezepten zufolge unbedingt entfernt werden muss?
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Fenchel roh essen
Häufig wird angenommen, dass Foeniculum Vulgare vor dem Essen unbedingt gekocht werden muss. Hieraus folgern zahlreiche Köche, dass die schmackhafte Knolle sogar giftig ist und vor dem Essen zwangsläufig zu erhitzen ist. Dem ist aber eindeutig nicht so. Im Gegenteil. In der veganen Küche findet Fenchel auf Grund seines zarten und dennoch aromatischen Geschmacks vielfach in roher Form Verwendung. Ob als Salat oder in Streifen geschnitten zu diversen Dips lässt er sich sehr gut und ohne Besorgnis ungekocht verzehren. Im Gegensatz zur Zubereitung durch Erwärmen hat der rohe Verzehr sogar den Vorteil, dass alle seiner wertvollen Inhaltsstoffe vollständig erhalten bleiben und dem Konsumenten zu Gute kommen:
- Vitamine A, B und C
- Ätherische Öle, wie Myrcen, Anethol und Fenchon (auch für den typischen Geschmack ausschlaggebend)
- Kieselsäure
- Folsäure
- Mineralsalze
- Spurenelemente
- Mineralstoffe, wie Kalzium, Kalium und Magnesium
- Pflanzliche Stärke
Giftige Inhaltsstoffe sind dagegen nicht bekannt. Im Gegenteil. Durch die Kombination zahlreicher enthaltener Stoffe wirkt der Doldenblütler sogar magenberuhigend und gilt als leichte und bekömmliche Mahlzeit.
Tipp:
Wegen seines milden Aromas eignet sich Fenchel auch sehr gut, um Kinder an das Thema Rohkost und Gemüse im Allgemeinen heran zu führen! Seine knackige, aber nicht zu harte Konsistenz macht Spaß beim Knabbern und nebenbei verzehren.
Roh essen – aber richtig!
Es ist eine belegbare Tatsache, dass viele Menschen Foeniculum Vulgare nur gekocht verzehren. Der Grund ist sicher nicht der, dass die Pflanze giftig ist. Vielmehr dürfte der Verzicht auf roh zubereitete Fenchelpflanzen darin begründet sein, dass die Pflanze sehr empfindlich ist und leicht Druckstellen bildet. Diese neigen zu einer raschen Fäule, deren Geschmack auf große Bereiche der Knolle abstrahlen kann. Zudem lagern sich zwischen den zwiebelähnlichen Schichten gerne Sand und Schmutz ab, der die Pflanze zwar essbar belässt, allerdings leicht die Freude am Genuss verderben kann. Als Rohkost gegessen, empfiehlt es sich daher, folgende Schritte zu berücksichtigen:
- sehr gut waschen
- Druckstellen herausschneiden
- Alternativ: ganze Schicht mit Druckstellen nach unten abziehen
- Vor Verzehr auf Sand zwischen Schichten kontrollieren
- Bei sehr starker Verschmutzung Schichten lösen und separat waschen und zubereiten
- Wurzelansatz entweder gründlich abbürsten oder entfernen
Der Strunk
Nun stellt sich aber darüber hinaus die Frage, wie es denn um den Stamm der Pflanze bestellt ist. Glaubt man zahlreichen Kochbüchern, muss dieser unbedingt vor dem Essen entfernt werden. Auch hier liegt der Grund aber definitiv nicht in der Tatsache, dass er giftig ist. Er ist sehr wohl essbar, jedoch ist er im Vergleich zum Rest der Knolle deutlich härter und fester und erschwert die Verwendung hierdurch deutlich. Auch wenn das Herz der Knolle theoretisch roh essbar wäre, lohnt hier tatsächlich das Kochen und somit Erweichen seiner Substanz.
Tipp:
Ganz ähnlich dem Strunkbereich steht es auch um die Stiele. Sie sind ebenfalls stark holzig, dafür deutlich kräftiger im Aroma. Auch sie sollten vor dem Verzehr gekocht werden. Auch roh sind sie aber keinesfalls giftig!
Neue Frage – alte Antwort
Bereits die bekannte und hochverehrte Heilkundlerin Hildegard von Bingen erkannte Foeniculum Vulgare als eines der wenigen zu 100 Prozent gesunden Universalmittel. Sie äußerte sich so, dass Fenchel unabhängig seiner Verzehrweise dazu in der Lage ist, den Menschen fröhlich zu machen. Auch eigne er sich zur Erwärmung, zur Anregung des Schwitzens und zur Förderung der Durchblutung. Des Weiteren schreibt Hildegard von Bingen dem Fenchel und seinen Samen desinfizierende Wirkung zu und eine Verbesserung des menschlichen Atems.
Aus der von ihr verwendeten Formulierung „wie auch immer er gegessen wird“ für die Verzehrart lässt sich entnehmen, dass ein Erwärmen oder gar Kochen schon vor rund 1000 Jahren als nicht zwingend erforderlich erachtet wurde. Zugleich schränkt von Bingen den Genuss in keiner Weise ein, so dass damit auch hinreichend belegt sein dürfte, dass nichts am Fenchel giftig ist. Grundsätzlich unbedenklich sind somit:
- Wurzeln
- Knolle
- Strunk
- Stiele
- Blätter
- Samen
Tipp:
Fenchelsamen sind als eigenständiger Bestandteil der Pflanze heute vielfach im Gewürzregal zu finden. Sie werden zur Aromatisierung von Speisen verwendet und eignen sich für rohe wie gekochte Gerichte.