Speckkäfer bekämpfen | 4 natürliche Mittel
Auch wenn mangelnde Hygiene den Befall mit Speckkäfern begünstigt, so kann sich doch jeder Haushalt den hartnäckigen Vorrats- und Materialschädling einfangen. Gesünder, als den Plagegeistern mit der Giftspritze auf den Leib zu rücken, sind Hausmittel und eine gute Portion List und Tücke gegen den Befall. Voraussetzung dafür, den Speckkäfer erfolgreich zu bekämpfen, ist Geduld, Konsequenz und das nötige Wissen über die Schwächen und die Lebensweise der Schädlinge.
Inhaltsverzeichnis
Schadwirkung
In der Natur harmlos und nützlich, stellen Speckkäfer in den eigenen vier Wänden nicht nur eine unangenehme Plage dar. Die Insekten sorgen für Fraßschäden und können Allergien auslösen. Von den vielen Speckkäferarten ist es meist der Gemeine Speckkäfer (Dermestes lardarius), der in Haushalten sein Unwesen treibt.
Die Schäden verursacht nicht der Käfer selbst. Es sind seine gefräßigen Larven, die für ihre Entwicklung tierische Eiweiße benötigen. Käse, Fleischprodukte oder auch Tierfutter sind damit für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet. Da die Larven auch Keratin verdauen können, befallen sie außerdem Wolltextilien, Lederwaren und Pelze und fressen große Löcher hinein. Bei einem starken Befall kann sich Kondenswasser bilden, sodass sich zusätzlich Schimmel entwickelt.
Ursachen für einen Befall
Viele Speckkäferarten wie der Dermestes lardarius sind Aasfresser und werden durch verwesendes Fleisch angezogen. Die Insekten reagieren sehr sensibel auf den Geruch, schon kleinste Mengen locken die Käfer aus weiterer Entfernung an. Nur eine tote Maus im Keller oder Nahrungsreste eines Marders auf dem Dachboden locken die Käfer an. Gelegentlich liegt die Ursache auch in der Nachbarschaft. Vermüllte und verwahrloste Wohnungen ziehen den Speckkäfer magisch an. Gelegentlich ist ein Vogelnest unter dem Dach von den Schädlingen befallen. Und häufig werden die Schädlinge auch als blinde Passagiere mit dem täglichen Einkauf ins Haus geschleppt.
Befall erkennen
Der Gemeine Speckkäfer wird knapp einen Zentimeter groß, ist schwarz gefärbt und hat auf der vorderen Hälfte der Flügeldecken ein helles Band mit je drei dunklen Punkten. Seine Larven haben büschelig angeordnete Borsten und ähneln damit Raupen. Sie scheiden lange, dunkel gefärbte Kotfäden aus und hinterlassen beim Fressen kleine Löcher in Lebensmitteln und anderen tierischen Materialien. Um einen Befall sicher zu erkennen, können Pheromonfallen eingesetzt werden, von denen die männlichen Käfer angezogen werden.
Allgemeine Vorgehensweise
Um Speckkäfer dauerhaft zu bekämpfen, ist ein Zeitraum von mindestens zwei Monaten und sehr konsequentes Handeln notwendig. Da die Larven sehr versteckt leben, sind sie oft nur unzureichend zu bekämpfen. Bis die Käfer schlüpfen, dauert es mindestens sechs Wochen. Und auch diese neue Generation muss unbedingt beseitigt werden.
Bevor es zur Bekämpfung der Plagegeister mit einem Hausmittel kommt, muss die Wohnung erst einmal gründlich gereinigt werden. Räumen Sie befallene Schränke, Kammern oder Zimmer aus und saugen Sie die Tiere sowie alle verstreuten Lebensmittel und andere Futterquellen mit dem Staubsauger auf. Und zwar nicht nur oberflächlich, sondern vor allem die Ritzen und Fugen in Schränken, im Fußbodenbereich und unter Polstermöbeln und Teppichen. Auf diese Weise dezimieren Sie die Population bereits deutlich. Entsorgen Sie zudem alle Lebensmittel und Materialien, die befallen sind oder nicht sicher als schädlingsfrei identifiziert werden können.
Hinweis: Stecken Sie den Staubsaugerbeutel sowie alle befallenen Vorräte in eine verschließbare Tüte und entsorgen Sie diese umgehend in der Mülltonne.
Speckkäfer bekämpfen
Einmal in der Wohnung, sind Dermestes lardarius wegen der versteckten Lebensweise nicht ganz so einfach wieder loszuwerden. Zum Bekämpfen steht kein Fraßköder zur Verfügung. Dennoch ist es möglich, den Insekten auch ohne chemische Keule den Garaus zu machen. Dazu stehen gesundheitlich unbedenkliche Hausmittel zur Verfügung, mit denen sich die Käfer und ihre Larven natürlich bekämpfen lassen.
Thermische Bekämpfung
Um sich optimal entwickeln zu können, benötigen die Speckkäfer Temperaturen um die 25 °C. Bei Abweichungen ist ihre Entwicklung gehemmt. Besonders effektiv ist Hitze, denn schon über 60 °C sterben die Insekten in relativ kurzer Zeit ab. Kälte hilft zwar auch, allerdings sind deutlich längere Behandlungszeiten notwendig. Das Hitze-Verfahren ist natürlich nur dort anzuwenden, wo die Materialien nicht durch die hohen Temperaturen in Mitleidenschaft gezogen werden.
- über 60 °C: etwa zehn Minuten
- um 55 °C: über eine Stunde
- unter -20 °C: mindestens 45 Tage
Hinweis: Woll-, Leder- und Pelzprodukte vertragen oft keine hohen Temperaturen. Sie können eventuell in die chemische Reinigung gebracht werden.
Kieselgur
Beim Kampf gegen die Verbreitung von Dermestes lardarius ist eine spezielle Variante von Siliziumdioxid sehr gut wirksam. Kieselgur ist völlig natürlich und stammt aus den Skeletten urzeitlicher Mikroalgen. Für den menschlichen Organismus ist Siliziumdioxid unbedenklich und deshalb gut als Hausmittel gegen Speckkäfer geeignet. Kieselgur ist in der Lage, Wasser zu binden. Deshalb entzieht es den Speckkäferlarven die Feuchtigkeit, sodass diese innerhalb kürzester Zeit verenden. Das Mittel ist in Puderform oder als Spray erhältlich und wird einfach auf die Speckkäfer und die Umgebung aufgebracht. Kieselgur haftet an den Insekten und führt zum Tod durch Vertrocknen.
Biologische Bekämpfung
Es ist möglich, gezielt Nützlinge einzusetzen, um Speckkäfer zu bekämpfen. Der Lagerpirat (Xylocoris flavipes) frisst die Eier, Larven und auch Puppen zahlreicher Vorratsschädlinge, darunter auch verschiedene Arten von Speckkäfern, wie
- Gemeine Speckkäfer
- Teppichkäfer
- Pelzkäferarten
- Museumskäfer
- Australischer Teppichkäfer
- Berlinkäfer
Bei dem Lagerpiraten handelt es sich um zwei bis drei Millimeter lange, dunkelbraune Raubwanzen, die für Menschen völlig harmlos sind. Sie verhindern, dass sich die Larven zu fortpflanzungsfähigen Speckkäfern entwickeln.
Anwendung
Im Fachhandel sind Röhrchen mit etwa 25 bis 30 lebenden Raubwanzen erhältlich, die einfach in der Nähe der Speckkäferpopulation freigelassen werden. Sie finden selbstständig ihren Weg zu den Larven und beginnen sofort mit ihrer Arbeit. Zwar sind die Nützlinge ganzjährig einsatzbereit, sie benötigen jedoch Temperaturen von mindestens 20 °C und eine relative Luftfeuchte von mindestens 40%, um aktiv zu sein. Die Lebensdauer des Lagerpiraten beträgt bei Zimmertemperatur etwa acht Wochen, bei höheren Temperaturen weniger. Aus diesem Grund ist es eventuell notwendig, die Ausbringung des Nützlings nach etwa drei bis vier Wochen zu wiederholen.
Übrigens: Haben die Nützlinge ihre Arbeit verrichtet und es sind keine Speckkäferlarven mehr vorhanden, verschwinden auch die Lagerpiraten.
Silikon
Zur Verpuppung bohren sich die Larven der Speckkäfer in Holz, Bücher oder auch Ritzen im Fußboden ein. Aus diesem Grund hat sich die Versiegelung aller möglichen Schlupflöcher, vor allem den Fugen zwischen Fußboden und Wand, mit Silikon bewährt. Diese Methode zum Bekämpfen verhindert nicht nur, dass sich die Larven dort einnisten, sondern auch, dass die Speckkäfer nach der Verpuppung daraus hervor kriechen können. Sie werden eingeschlossen und sterben ab. Bei einem Massenbefall müssen alle befallenen Holzteile wie Fußbodenbeläge und Türzargen komplett entfernt werden.
Hygiene-Regeln
Da es nahezu unmöglich ist, alle Käfer, Eier und Larven zu entfernen, ist eine gute Hygiene besonders wichtig. Denn wird dem Schädling die Nahrungsgrundlage entzogen, kann er sich nicht weiter vermehren. Deshalb dürfen keine Lebensmittel oder andere Nahrungsquellen offen herumstehen. Um die Käfer zu bekämpfen und einem erneuten Befall vorzubeugen, sind daher alle Methoden vielversprechend, die eventuelle Nahrungsquellen unzugänglich machen oder beseitigen:
- Vorräte durchsuchen
- gegebenenfalls entsorgen
- Lebensmittel in luftdichte Schraubgläser oder Plastikboxen füllen
- Pelze, Teppiche und Wollkleidung regelmäßig auf Lochfraß absuchen
- verschüttete Lebensmittel sofort beseitigen
- Rattenbefall vermeiden, Fallen täglich überprüfen
- Fliegengitter an Fenstern und Türen anbringen
- Abfälle zeitnah entsorgen
- Sockelleisten und Fugen in Dielen und Parkett versiegeln
- Fußböden und Schränke regelmäßig reinigen
Hinweis: Sind die Hausmittel nicht ausreichend wirksam, um Speckkäfer zu bekämpfen, und der Befall auch nach mehreren Monaten kaum in den Griff zu bekommen, ist professionelle Hilfe notwendig. Wenden Sie sich unbedingt frühzeitig an einen Kammerjäger, bevor der Schaden an Lebensmitteln, Mobiliar oder sogar der Bausubstanz Überhand nimmt.